"Es wird gewiss in England des Jahres noch einmal so viel Portwein getrunken, als in Portugal wächst." Dieses Zitat von Georg Christoph Lichtenberg (1742-1799) deutet schon darauf hin, dass die Engländer "schuld" daran sind, dass es den Portwein gibt.
Und darauf einen Port!
An allem ist, zumindest im weitesten Sinne, wieder mal der bacalhau schuld. Wenn die Portugiesen nicht so scharf auf den gesalzenen Stockfisch wären, hätten sie nicht – bereits im Jahr 1373! – mit den Engländern einen Vertrag geschlossen, der im Gegenzug zu Weinlieferungen das Fischen von Kabeljau vor den Küsten Großbritanniens zugestand. So fing alles an. Zwar war der Portwein noch nicht erfunden, daher nahmen die Engländer mit Vinho de Lamego vorlieb, einem lecker Weinchen aus der Stadt Lamego (die in der Nähe des Douro liegt, des Flusses, an dem der Portwein heute noch wächst und gedeiht).
Die Engländer tranken gerne und suchten nach immer mehr Weinproduzenten – der einzige Haken war: Die edlen Tropfen mussten transport- und lagerfähig sein. Schließlich dauerte die Seereise nach England ein paar Wochen. Und natürlich sollte der Wein nach der Ankunft auf den britischen Inseln noch genießbar sein und nicht etwa wie Essig schmecken.
Wie überall in Europa war damals daher die erste Wahl: „Wir gehen ins Kloster – und fragen da mal nach!“ Und siehe da: Mönche erfanden den Priest-Port – einen Wein, dem sie Alkohol zufügten, um den Gärprozess zu stoppen.
Seit 1678 eine "Marke"
In alten Zolldokumenten taucht für die Weine aus dem Dourotal die Bezeichnung Porto zum ersten Mal gut 300 Jahre später auf, nämlich 1678. 25 Jahre später war Portwein sogar am englischen Hofe beliebt. Selbst Queen Anne, die zu jener Zeit regierte, genoss jeden Tag ein Gläschen (oder mehrere) und sorgte sogleich dafür, dass in einem weiteren Vertrag zwischen England und Portugal unter anderem der Portweinhandel gefestigt blieb. „Textilien gegen Portwein“ hieß die Devise.
Heute wird Portwein, selbst die altbekannten Marken, ist von größern Produktionsgruppen hergestellt - ebenfalls mit langer Tradition und Geschichte. Die bekanntesten sind
Sogrape
Sogevinus und
Symington
Es gibt aber auch immer noch einige wenige "original" englische Portweinkellereien, beispielsweise:
Taylor's (seit 1692)
Sandeman (seit 1790)
Graham's (seit 1820)
Niepoort (seit 1842)
Auch etliche portugiesische Familienbetriebe stellen Spitzenportweine her:
Fonseca (seit 1840)
Cálem (seit 1859)
Barros (seit 1913)
Quinta do Noval (seit 1715)
Caves Messias (seit 1926)
Liste der Portweinhersteller insgesamt
Was Königen mundet, sollten Sie ebenfalls probieren. Wenn Sie es nicht nach Porto direkt schaffen, versuchen Sie es in den speziellen Weinhandlungen, die Portwein anbieten. Wissenswert ist:
- Portwein darf ausschließlich aus Portugal kommen – die Bezeichnung ist international geschützt.
- Das Instituto do Vinho Porto („Portweininstitut“) hat genaue Qualitätskriterien erstellt. Ein Wein, der sie nicht erfüllt, darf sich nicht Portwein nennen.
- Es gibt nur drei Anbaugebiete: Baixa Corgo um die Stadt Peso da Régua, Cima Corgo rund um die Stadt Pinhão und Douro Superior von São João da Pesqueira bis an die spanische Grenze. Nur etwa 40 aus über 500 portugiesischen Rebsorten dürfen für Portwein verwendet werden.
- Portwein ist ein gespriteter Wein: Dem Most wird Weindestillat zugesetzt („Vinierung“), um die Gärung zu stoppen. Der Restzucker macht die Süße im Geschmack aus.
- Jeder Portwein lagert mindestens zwei, maximal sechs Jahre im Fass. Nach zwei Jahren wird zum ersten Mal verkostet, und je nach Qualität noch länger im Fass belassen. Spitzenjahrgänge reifen zum Vintage, der mindestens zehn Jahre reifen muss. Ein Portwein aus einem großen Jahrgang zählt zu den wirklich besten Weinen der Welt.
- Portwein trinkt man als Aperitif, zum Dessert, als Digestif – oder „einfach nur so“ zum Genießen. Rote Ports schmecken am besten zwischen 14 und 18 Grad, weiße zwischen 10 und 16 Grad.
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(Dieser Text stammt - mit freundlicher Genehmigung der Autorin - aus dem Buch "Korkesel & Sardinenblüte. Handbuch für den Urlaub in Portugal", ISBN: 978-3-946223-02-3 Printausgabe € 12,-- /eBook € 5,99)
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