Die dritte portugiesische Republik

Als "erste Republik Portugals" bezeichnet man die Zeit von der Abschaffung der Monarchie 1910 bis zum Militärputsch 1926, die zweite Republik war der Estado Novo (1933–1974) von António Salazar. Die Zeit nach der Nelkenrevolution 1974 bis zur Gegenwart ist die Dritte Republik Portugals.

In den beiden ersten Jahren nach der Nelkenrevolution und bis zu den ersten demokratischen Wahlen gab es zunächst politische Auseinandersetzungen: Eher konservativen Militärkreisen standen die eher sozialistisch eingestellten jüngeren Generäle gegenüber. Es kam zunächst zu Verstaatlichungen und einer Landreform, bei der vor allem Großgrundbesitzer enteignet wurden. 


Der erste Präsident nach der Nelkenrevolution:
António Ramalho Eanes

Bei den ersten Präsidentschaftswahlen im Jahr 1976 setzte sich jedoch mit António Ramalho Eanes ein gemäßigter General und Politiker durch. Der Weg in die Demokratie war damit geöffnet. Eanes, der bis 1986 Staatspräsident war, und der Vorsitzende der Sozialistischen Partei, Mário Soares, brachten Portugal schließlich 1986 in die Europäische Gemeinschaft. 

Soares wurde mehrmals zum Regierungschef gewählt: von 1976 bis 1978, von 1983 bis 1985 und danach von 1986 bis 1996 war er Staatspräsident.


Mário Soares war sowohl Ministerpräsident wie auch Staatspräsident Portugals

Im Jahr 1979 gewannen Politiker aus Parteien rechts von der Mitte zum ersten Mal nach der Revolution wieder die Wahlen – man einigte sich gemeinsam mit den Sozialisten auf Verfassungsänderungen, in denen allzu sozialistische „Überreste“ der Revolution rückgängig gemacht wurden. Es gab beispielsweise danach keinen Revolutionsrat mehr, und es wurde ein Verfassungsgericht gebildet. 

1987 gewann mit Áníbal Cavaco Silva die konservative PSD (Partido Social Democrata) die absolute Mehrheit: Cavaco war bis 1995 Ministerpräsident und nahm in diesen Jahren etliche Verstaatlichungen aus der Nach-Revolutionszeit zurück.


Auch Ánibal Cavaco Silva war Premierminister Portugals
und bis Januar 2016 Staatspräsident des Landes.

Bei den Wahlen 1995 kamen die Sozialisten wieder an die Macht und stellten mit António Guterres als Ministerpräsident die Regierung bis 2002.

2002 gab es erneut einen Erdrutschsieg der Konservativen: José Manuel Durão Barroso (PSD) konnte zwar keine absolute Mehrheit erzielen, ging aber mit der rechtskonservativen Partido Popular (PP) eine Koalitionsregierung ein. Barroso ging 2004 als Präsident der Europäischen Kommission nach Brüssel. Sein Nachfolger als Ministerpräsident war Pedro Santana Lopes, der damalige Bürgermeister der Hauptstadt Lissabon.


José Manuel Barroso war portugiesischer Ministerpräsident von 2002-2004
und von 2004-2014 Präsident der EU-Kommission.

Staatspräsident Sampaio löste im November 2004 das Parlament vorzeitig auf und schrieb für Februar 2005 Neuwahlen aus. Seither regierte – zunächst mit absoluter Mehrheit – die Partido Socialista, der Spitzenkandidat José Socrates war seit März 2005 Ministerpräsident. Er wurde im September 2009 wiedergewählt und bildete eine Minderheitsregierung.
Am 23. März 2011 trat Socrates zurück, für den 5. Juni 2011 wurden Neuwahlen anberaumt. Sein Nachfolger war Pedro Passos Coelho, der vom 15. Juni 2011 bis 16. November 2015 die Regierung bildete. 

Die Ergebnisse der Wahl vom Oktober 2015 siehe hier

Liste der Premierminister Portugals in der dritten Republik

Die Staatspräsidenten der dritten Republik

Selbst in der Zeit konservativer Regierungen jedoch stellten die Sozialisten stets – bis 2006 – den Staatspräsidenten: Mário Soares folgte Jorge Sampaio nach, der der einzige Staatspräsident Portugals in der dritten Republik ist, der nur eine Amtszeit innehatte. Erst seit Januar 2006 ist der Staatspräsident aus der PSD – nämlich der ehemalige Ministerpräsident Aníbal Cavaco Silva. Auch sein Nachfolger (ab 24. Januar 2016) Marcelo Febelo da Sousa gehört der PSD an, hat aber auch zahlreiche Unterstützer bei der Linken.


Marcelo Nuno Duarte Rebelo da Sousa ist seit Januar 2016
Staatspräsident von Portugal.

Liste der Staatspräsidenten der dritten Republik

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