Etwa 81 Prozent der Portugiesen sind katholischen Glaubens (laut Zensus 2011), Protestanten und anderen christlichen Religionen zugehörig sind etwa drei Prozent der portugiesischen Bevölkerung. Zum jüdischen Glauben bekennen sich etwa 3000, zum Islam gut 20.000 Portugiesen.
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Seit mehr als 700 Jahren leben in Lissabon deutschsprachige Katholiken. Doch eine eigentliche katholische deutsche Gemeinde gibt es erst seit 1927, sie wurde von Viktor Wurzer gegründet.
Aus den Jahrhunderten vorher gibt es keine einheitlichen Kirchenbücher und Archive, aus denen man eine Geschichte der katholischen Deutschen ableiten kann – im Gegensatz zur evangelischen Gemeinde, die seit ihrer Gründung 1761 Pfarrbücher und Archive führt.
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Traditionell spielen Wallfahrten in Portugal eine große Rolle. Die wohl wichtigste: eine romaria nach Fátima. Am 13. Mai 1917 hatten drei Hirtenkinder eine Marienerscheinung, in der Nähe der Stadt Fátima (etwa 130 Kilometer nördlich von Lissabon), die deshalb der berühmteste Wallfahrtsort Portugals ist. Und deshalb gibt es an diesem Tag die erste wirklich große romaria (Wallfahrt) im Jahr.
Die Legende berichtet. dass die Madonna den drei Hirtenkindern auf einem freien Feld in der Nähe von Fátima erschien.
Die drei Kinder von Fátima: Jacinta Marto, Francisco Marto
und Lúcia dos Santos (von links nach rechts)
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Bereits seit 1761 besteht die protestantische Gemeinde in Lissabon, die Igreja Evangélica Alemã de Lisboa.
Damit ist die DEKL eine der ältesten evangelischen Gemeinden im Ausland. Gegründet wurde sie von den damaligen Gesandtschaften aus Holland und Dänemark.
Die Igreja Evangélica Alemã in Lissabon
Die DEKL findet man in der Avenida Columbano Bordalo, Pinheiro, 48 in 1070-064 Lisboa.
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Historisch belegt sind die ersten jüdischen Viertel in portugiesischen Städten (Judiarias) seit dem ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung. Im Mittelalter standen die Juden unter dem Schutz der portugiesischen Könige. Das durch Handel und Verwaltungsposten in Staat und Kirche angehäufte Vermögen diente als Grundlage für den Aufbau der portugiesischen Flotte.
Juden lebten in den Judiarias abgeschlossen von der christlichen Bevölkerung. Während unter der maurischen Herrschaft (bis 1250) das Zusammenleben ohne größere Probleme vonstatten ging, kam es nach 1492 zu den ersten Zwangstaufen und Anfang des 16. Jh. zu Pogromen gegen die jüdische Bevölkerung.
Hinweistafel am ehemaligen Judenviertel in Guarda
Jüdische und maurische Siedlungen in Portugal im 14. und 15. Jahrhundert
Friedliches Zusammenleben bei den Mauren - Verfolgung unter christlichen Herrschern
Zur Geschichte des Judentums in Portugal ist wichtig zu wissen, dass unter der maurischen Herrschaft ein friedliches Zusammenleben von Christen, Juden und Muslimen Usus war. Die ersten Verfolgungen der Sephardim - so der Bezeichnung der iberischen Juden - begannen im Jahr 1391. Bereits zu dieer Zeit flüchteten viele aus Spanien ins Nachbarland, und nach der Einführung der Inquisition 1478 gingen zahlreiche Juden nach Portugal ins Exil. 1488 wurde die Einwanderung weiterer Juden unterbunden, man forderte die bereits in portugiesischen Städten lebenden Juden auf, weiterzureisen - selbst wenn sie zum Christentum konvertiert waren. Die als conversos bezeichneten getauften Juden unterlagen außerdem besonderen Steuern und Abgaben.
Als das spanische Königshaus 1492 alle Juden aus dem Land vertrieb, gewährte der portugiesische König João II. (1455-1495) ihnen zunächst Asyl, allerdings nur für ein knappes Jahr. In dieser Zeit kamen zwischen 50.000 und 100.000 spanische Juden ins Land, wurden jedoch kurze Zeit später gezwungen, sich entweder taufen zu lassen oder ins Exil zu gehen. Von den Neuchristen (cristiãos-novos) wurde nur 600 reichen Familien gegen Zahlung hoher Beträge gestattet, dauerhaft in Portugal zu bleiben. Es gab erhebliche Zwangsmaßnahmen von Seiten des Königs: So befahl Dom João II. beispielsweise 1493 die Entführung und Zwangstaufe von 2000 jüdischen Kindern und Jugendlichen und ließ sie danach nach São Tomé deportieren.
Amnestie und "Kryptojuden"
1496 erließ sein Nachfolger, König Manuel I. (1469-1521) nach der Heirat mit Isabella, der Tochter des spanischen Königs, zwar einen Erlass, nach dem alle Juden das Land verlassen müssten. Allerdings wurde dies nicht durchgesetzt, sondern bereits 1497 eine Zwangstaufe aller Juden in Portugal erzwungen. Als "Gegenleistung" gewährte der König allen Neuchristen Amnestie und in einem Edikt für 20 Jahre die Zusage, dass sie nicht wegen abweichender religiöser Bräuche angeklagt werden sollten.
Im Edikt enthalten war außerdem ein Verbot, für die Marranen (marranos - deutsch: Schweine), wie man die zwangsgetauften Konvertiten verächtlich nannte, jemals eine eigene Gesetzgebung einzuführen. Die Folgen waren durchaus positiv: Die Neuchristen hielten (allerdings meist heimlich) an alten jüdischen Bräuchen fest. Diese so genannten Kryptojuden wurden zu einer einflussreichen gesellschaftlichen Gruppe, die immerhin bis 1536 die Einführung der Inquisistion in Portugal verhindern konnte.
Pogrome und die Inquisition
Judenverfolgungen gab es jedoch immer wieder - zu den schlimmsten kam es zu Ostern 1506. Bei den "Massakern von Lissabon" sind etwa 2000 Menschen ermordet worden. Der portugiesische König war außer Landes und den königlichen Truppen gelang es erst nach drei Tagen, die furchtbaren Ausschreitungen zu beenden. Die Anführer wurden bestraft, die Neuchristen erhielten unter anderem das Zugeständnis, in andere christliche Länder umzusiedeln.
Dennoch gab es bereits 1515 Bestrebungen, auch in Portugal die Inquistion einzuführen. Unter König João III. (1502-1557) wurde dies dann 1536 umgesetzt, vier Jahre später kam es zum ersten Autodafé in Lissabon. Die cristiãos-novos richteten heftige Proteste an den Papst in Rom, danach wurde die Inquisition ein Zeitlang ausgesetzt. Umso heftiger allerdings und teilweise schlimmer als in Spanien setzte sie 1547 wieder ein. Erst mit dem Zusammenschluss Portugals und Spaniens (1580-1640) kam es zu einer entspannteren Lage.
Nach der Restauration 1640
Nach 1640 und damit der Unabhängigkeit Portugals von Spanien waren jüdische Finanzgeber für den portugiesischen König von höchster Wichtigkeit. Besitz und Vermögen selbst von der Inquisition verurteilter Neuchristen blieben zwischen 1649 bis 1659 unangetastet, das Königshaus setzte sich außerdem für Investitionen ausgewanderter Juden ein. Dennoch blieb die Zahl jüdischer Bürger in Portugal bis etwa 1800 eher gering.
Vom II. Weltkrieg bis heute
Während des Zweiten Weltkriegs galt Portugal als neutraler Staat. Viele Juden suchten Zuflucht im Land und nutzten vor allem Lissabon als Hafen für die Auswanderung ins Exil.
Der portugiesische Generalkonsul von Bordeaux, Aristide de Sousa Mendes, gilt als "Schindler Portugals". Er rettete - entgegen Anweisungen aus Lissabon - in den Jahren 1939/40 mehr als 30.000 Menschen, darunter 10.000 Juden, das Leben, indem er Visa für die Durchreise durch Spanien nach Lissabon ausstellte.
Der Generalkonsul von Bordeaux, Aristides de Sousa Mendes, wird in Israel als einer der "Gerechten unter den Völkern" geeehrt.
Sousa Mendes wurde von Salazar seines Amtes unehrenhaft enthoben und starb 1954 völlig verarmt und ohne Anerkennung seiner Verdienste innerhalb Portugals. Seine Nachkommen sorgten für seine Rehabilitierung, die erst 1988 vom portugiesischen Parlament bestätigt wurde.
Die Fundação Aristides de Sousa Mendes widmet sich seinem Leben und seinen Verdiensten.
Fundação Aristides de Sousa Mendes
Modernes Judentum in Portugal
Als Wiedergutmachung für die Vertreibung der jüdischen Bevölkerung vor 500 Jahren hat das portugiesische Parlament im Jahr 2013 ein Gesetz verabschiedet, das den Nachkommen vertriebener oder geflüchteter Sepharden einen erleichterten Zugang zur portugiesischen Staatsangehörigkeit bietet. Ein Dekret aus dem Jahr 2015 regelt das Verfahren. Damit können all jene die portugieissche Staatsangehörigkeit erlangen, die nachweislich Nachfahren der ab 1497 aus Portugal geflohenen Sepharden sind. Diese Maßnahme sei, so die damalige Justizministerin Paula Teixeira da Cruz, angesichts des historischen Fehlers nur gerecht, wenn sie auch sehr spät komme. Den historischen Schaden könne man ohnehin nicht kompensieren.
Das Gesetz wurde 2024 geändert: Es muss nun außer der Abstammung eine Verbindung zu Portugal nachgewiesen werden (beispielsweise mehrere Besuche im Land oder Grundbesitz), dazu ein Aufenthalt von mindestens drei Jahren.
deutschsprachige Infos zur Einbürgerung von sephardischen Nachkommen
Heute leben etwa (Zensus 2011) 3000 Juden in Portugal; Zentren jüdischen Lebens sind vor allem Lissabon, Porto und Belmonte. Auch an der Algarve, in Albufeira, gibt es für die dort ansässige jüdische Gemeinde wieder einen Rabbiner.
Synagoge und Gemeinde in Porto
Die Sinagoga Mekor Haim Kadoori ist Sitz der jüdischen Gemeinde in Porto.
Sie ist die größte auf der iberischen Halbinsel und wurde in den 1930er Jahren erbaut.
Jüdische Gemeinde in Porto (offizielle Website in Portugiesisch, Englisch und Hebräisch)
Die Synagoge und jüdische Gemeinde in Lissabon
Die Sinagoga Shaaré Tikvah in Lissabon wurde Anfang des 20. Jahrhunderts gebaut. |
Artikel zur jüdischen Gemeinde in Lissabon
Museum des Jüdischen Lebens in Portugal
Jüdisches Leben an der Algarve
Die jüdische Gemeinde an der Algarve besteht wieder seit 1991, besteht also jetzt seit mehr als 30 Jahren. Sieben Jahre später gab es die erste Bar Mitzwa - nach 75 Jahren, dazu wurde die Torarolle der Gemeinde in Lissabon an die Algarve gebracht. Seit 2012 gibt es wieder einen Rabbiner in Albufeira, Rabbi Zev Schwarcz, der mit seiner Familie aus Chicago nach Portugal stammt.
Historische Judenviertel
Die historischen Judenviertel sind in einem Netz zusammengeschlossen: Rede de Judarias de Portugal
Infos zum Judentum in Portugal und seiner Geschichte finden Sie auch auf den Seiten