In der Klosterkirche von Alcobaça sind zwei Sakropharge so aufgestellt, dass sie sich an den Fußenden gegenüberstehen. Und das hat seinen Grund: In der Überlieferung heißt es, die beiden Verstorbenen warten so auf ihre Auferstehung am Tag des jüngsten Gerichts. Denn wenn es soweit ist, können sie sich sofort wieder gegenüber treten. In den steinernen Särgen liegen der König Dom Pedro I. und die Edeldame Inês de Castro - sie sind das Paar in einer sagenumwobenen Liebesgeschichte, sozusagen die portugiesische Version von Romeo und Julia.

Die Edeldame Inês diente der kastilischen Prinzessin Constança Manuel als Kammerzofe und kam nach deren Heirat mit dem 20jährigen Dom Pedro I. an dessen Hof in Portugal, nach Coimbra. Die beiden verliebten sich unsterblich ineinander, doch erst nach Constanças Ableben bekannte sich der König zu seiner Liebe und verbrachte vier glückliche Jahre mit ihr.  Heimlich sollen die beiden sogar geheiratet haben. Bei vielen portugiesischen Adeligen und vor allem seinem Vater König Afonso IV. stieß diese Beziehung jedoch auf enormen Widerstand - erst recht, als aus dieser Verbindung Kinder entstanden. König Afonso IV. fürchtete um die Thronfolge der leiblichen Kinder seiner verstorbenen königlichen Schwiegertochter Constança und den wachsenden Einfluss der wohlhabenden Verwandschaft von Inês auf die portugiesische Politik. Sogar eine Anfechtung der Thronfolge war nicht auszuschließen. Und so nutzte der König die Gelegenheit, als sein Sohne im Jahr 1355 abwesend war: Afonso IV. ließ  die Geliebte erst wegen Hochverrats festnehmen und wenig später enthaupten.

Diese Tat entfachte einen Bürgerkrieg zwischen Vater und Sohn, der erst ein Jahr später beendet wurde: Afonso IV. ernannte seinen Sohn zum Mitregenten und hoffte so auf Versöhnung. Vergeblich - der Kampf wäre wohl erneut ausgebrochen, wenn Afonso nicht kurze Zeit später verstorben wäre. Dom Pedro I. bestieg 1357 den portugiesischen Thron; seine Trauer um die Geliebte war ungebrochen und beflügelte seinen Durst nach Rache. Eine seiner ersten Amtshandlungen war es, sich mit Kastilien zu verbünden. Damit erreichte er die Auslieferung der Mörder seiner Geliebten, die sich dort vor ihm versteckt hatten. Pedro I. erhielt seinen Beinamen "der Grausame", weil er den Mördern das Herz bei lebendigem Leib herausreißen ließ, um es im Anschluss zu verspeisen. Darüber hinaus ließ er Inês exhumieren. In einer offiziellen Zeremonie wurde ihr Leichnam zur Königin gekrönt, der gesamte Hofstaat musste die bereits verwesende Hand der gekrönten Inês zu küssen - so berichtet es zumindest die Überlieferung. 

Danach zog Pedro I. sich weitestgehend aus der Politik zurück und bereiste während seiner zehnjährigen Regentschaft sein Königreich. Er liebte es, sich unter das Volk zu mischen und sich dessen Geschichten anzuhören. Jedoch scheute er sich nicht davor, die Rechtsprechung  in eigene Hände zu nehmen, was ihm den Beinamen "der Gerechte" bescherte.
Zwei Sagen bezeugen dies:
Während einer dieser Reisen begab er sich nach Santarém, wo er sich für gewöhnlich mit einem befreundeten wohlhabenden Gutsherrn traf. Doch dieses Mal blieb der Freund fern, so dass der König nach ihm rufen ließ. Beim König angekommen, klagte dieser dem königlichen Freund sein Leid: Sein eigener Sohn hätte ihn mit einem Messer attackiert und er hätte diesen zur Strafe mit einer Narbe im Gesicht gezeichnet. Der König ließ sowohl die Ehefrau wie auch den Sohn zu sich kommen. Dann fragte er die Ehefrau, von wem das Kind sei. Diese antwortete stotternd, dass ihr Ehemann der Kindsvater sei. Pedro I. glaubte ihr nicht und begründete seine Vermutung damit, dass wenn der Gutsbesitzer der leibliche Vater gewesen wäre, er seinen Sohn nicht auf diese Art und Weise hätte verletzten können. Daraufhin gab die Gutsbesitzerin zu, dass das Kind aus einer Vergewaltigung entstanden wäre und der ansässige Beichtvater der Erzeuger sei. Am nächsten Tag ließ der König den Pfarrer nach der kirchlichen Messe zu sich kommen. Nach einem kurzen Wortgefecht ließ er den Pfarrer in eine Kiste sperren und zersägte ihn kurzerhand mittig bei lebendigem Leib.

In Porto verriet der dort ansässige Bischof, dass er eine intime Beziehung zu einer verheirateten Frau unterhielt. Das führte dazu, dass der König den Bischof eigenhändig auspeitschte. 
Der Chronist Fernão Lopes erwähnt, dass Dom Pedro I. eine heimliche Liebschaft für den Knappen Afonso Madeira hegte, den er "mehr liebe, als man sagen dürfe". Doch dieser unterhielt eine Affäre mit Catarina Tosse. Wütend befahl der König daraufhin, "man entferne ihm das, was einen Mann ausmache, so dass kein Fleisch bis zum Knochen übrig bleibe". Laut dem Chronisten wurde Afonso verarztet, so dass dieser "geheilt war, verdickte er sich an Beinen, Armen und Körper und lebte einige Jahre mit runzeliger Haut, doch völlig bartlos, bis er eines natürlichen Todes verstarb".

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