In jedem Land gibt es Vornamen, die erlaubt sind und welche die es nicht sind. Normalerweise haben die Eltern die Freiheit sich aus unzähligen bekannten Namen ein bis zwei auszusuchen, oder per Gutachten seinen Wunschnamen auf Eintragungsfähigkeit prüfen zu lassen. Im Regelfall werden lediglich die Namen, die von offizieller Seite nicht anerkannt werden aufgelistet. In Portugal ist es genau andersherum - denn für Portugiesen gilt, und nur für diese, nur wenn der Name in der Liste steht, ist er genehmigt und verwendbar. Daher ist es nicht sonderlich verwunderlich, dass man auf so viele Marias und Josés trifft, oder zum wiederholten Male verschiedene Mütter einen João rufen hört.
Der Grund dafür ist sehr banal: Die Liste mit den erlaubten Namen war bis vor wenigen Jahren auf rein portugiesisch katholische Namen beschränkt und kaum jemand konnte daran rütteln.
Erst im Laufe der letzten fünf Jahre ist diese Liste markant länger geworden, was u.a. der neuen Rechtschreibung zu verdanken ist, die die Buchstaben y, w und k dem Alphabet hinzugefügt hat. Doch um seinen Wunschnamen in die Liste zu bekommen, ist für Portugiesen noch immer kein leichtes Unterfangen. Denn die zu entrichtende Gebühr ist noch kein Garant, dass der zuständige Beamte der Conservatória dos Registos Centrais, zugunsten der Eltern entscheidet und selbst dann, könnte der gewünschte Name u.U. einige Veränderungen erlitten haben in Bezug auf Phonetik oder Schreibweise.
Doch wie kam es zu dieser Liste?
Portugal ist geschichtlich gesehen ein sehr verschlossenes Land, das fast schon ein eremitisches Dasein gefristet hat. Sehr früh waren seine Grenzen zu Spanien definiert, die seither fast völlig unverändert bestehen. Diesem Umstand ist es zu verdanken, dass Portugiesen das einzige Volk ist, dass anhand seiner DNS ermittelt werden kann (s. Beitrag: Bist du wirklich Portugiese?). Andererseits hat diese nationale Fokussierung auch ihre Schattenseite.
Gegen Ende des 15. Jahrhunderts begann Portugal eine soziale Wandlung zu vollziehen. Wissen wurde gehortet und nur wenigen zugänglich gemacht und die totale Kontrolle der Bevölkerung wurde angestrebt. Um 1496 hat man deswegen mit der „Säuberung des Landes“ begonnen, was bedeutete, dass man alle Nichtportugiesen sei es durch Vertreibung, Bekehrung oder Hinrichtung beseitigte. Für die gesamte Bevölkerung gilt es seither, sich dem Mechanismus der onomatologischen Politik zu unterwerfen. Für viele Juden und Muslime bedeutete dies auch, dass man nicht nur den katholischen Glauben annahm, sondern fortan auch einen portugiesisch-katholisch geprägten Namen zu tragen hatte.
Diese Politik ist bis heute Teil der portugiesischen Kultur und Namensgebung und zeigt sich - allen voran, in dieser Namensliste.