Vom Auswärtigen Amt in Berlin stammen die nachfolgenden Informationen zu den bilateralen Beziehungen zwischen Deutschland und Portugal.

Politische Beziehungen

Die politischen Beziehungen zwischen Deutschland und Portugal sind vertrauensvoll, von einer hohen Besucherdichte und einer großen Übereinstimmung in außen- und sicherheitspolitischen Fragen geprägt. Deutschland hatte einen erheblichen Anteil am Aufbau demokratischer Strukturen nach der Nelkenrevolution in Portugal 1974 (Sturz des Salazar Regimes) und förderte den Beitritt Portugals zu den Europäischen Gemeinschaften / heute EU (Europäische Union) 1986.

Eine enge Abstimmung beider Länder vor und während der jeweiligen, aufeinanderfolgenden EU-Ratspräsidentschaften im Jahr 2007 haben die politischen Beziehungen weiter gefestigt. Der „Vertrag von Lissabon zur Änderung des Vertrages über die Europäische Union und des Vertrages zur Gründung der Europäischen Gemeinschaften“ wurde am 13.12.2007 unter portugiesischer Ratspräsidentschaft in Lissabon unterzeichnet, nachdem er unter deutscher Ratspräsidentschaft vorbereitet worden war.

Auch bei schwierigen Dossiers wie der Bewältigung der Krise im Euro-Raum – Deutschland und Portugal gehören zu den ersten Mitgliedern der Eurozone 1999/2000 (Euro-11)- arbeiten die Regierungen beider Staaten eng und vertrauensvoll zusammen. Seit 2013 findet jährlich ein Deutsch-Portugiesisches Forum alternierend in Berlin und Lissabon statt, das hochrangige Vertreter beider Länder aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft zusammenführt und einen wertvollen Beitrag zur gegenseitigen Verständigung leistet.

Im März 2009 stattete Staatspräsident Cavaco Silva Deutschland einen Staatsbesuch ab.

Bundespräsident Gauck stattete Portugal am 23. bis 25. Juni 2014 einen Staatsbesuch ab. Thematischer Fokus waren die Bereiche Berufsausbildung und Wirtschaftsaustausch, u.a. Rede am 24.06.14 auf der Festveranstaltung der Deutsch-Portugiesischen Industrie- und Handelskammer anlässlich des 60jährigen Bestehens in Lissabon. Der portugiesische Präsident Aníbal Cavaco Silva war im März 2009 zum Staatsbesuch in Berlin. Bundeskanzlerin Merkel besuchte Portugal zuletzt im November 2012. Sie führte Gespräche mit dem portugiesischen Präsidenten Cavaco Silva und dem portugiesischen Ministerpräsident Pedro Passos Coelho. Gemeinsam mit dem portugiesischen Ministerpräsidenten warb sie auf einem deutsch-portugiesischen Unternehmertreffen für Investitionen in Portugal. Im März 2014 war der portugiesische Ministerpräsident zu Gesprächen in Berlin. Das Deutsch-Portugiesische Forum 2015 wird durch die Außenminister beider Länder eröffnet.

Wirtschaftsbeziehungen

Deutschland ist nach Spanien der zweitwichtigste Handelspartner Portugals mit einem Anteil von jeweils circa 13 Prozent an den portugiesischen Ex- und Importen. Der frühere deutsche Handelsbilanzüberschuss ist aufgrund der dynamischen Entwicklung portugiesischer Exporte seit 2013 deutlich zurückgegangen.

Deutsche Unternehmen sind seit über 100 Jahren mit eigenen Produktionsstandorten in Portugal präsent und befinden sich im industriellen Sektor, in dem besonders viele hochqualifizierte Arbeitsplätze geschaffen werden, weiterhin unter den Investoren an erster Stelle. Da viele deutsche Firmen im Exportsektor tätig sind, sind sie von der Wirtschaftskrise weniger betroffen. Sie konnten ihre Arbeitskräfte zumeist halten oder deren Zahl sogar ausbauen. Deutsche Unternehmen haben einen wichtigen Beitrag zum jüngsten Exporterfolg und Handelsüberschuss Portugals geleistet. Unter den zehn größten Exporteuren Portugals befinden sich drei deutsche Firmen. Besonders in der Automobilproduktion bleibt das deutsche Engagement hoch. Neue Bereiche der Zusammenarbeit sind unter anderem Medizintechnik, Informatik und erneuerbare Energien. Portugal ist in Deutschland ein beliebtes Reiseland, die Zahl deutscher Touristen ist 2012 um 10 Prozent und 2013 um rund 8 Prozent gewachsen.

Kultur- und bildungspolitische Beziehungen

Ausdruck des traditionell regen Austauschs sind die beiden renommierten deutschen Begegnungsschulen in Lissabon und Porto mit insgesamt rund 1700 zumeist portugiesischen Schülern, zwei Goethe-Institute mit einem auf junge Portugiesen zugeschnittenen Programm und eine Vielzahl von Hochschulkooperationen.

Wachsendes deutsches Interesse am Forschungsstandort Portugal spiegelt sich in der Gründung einer Tochtergesellschaft der Fraunhofer Gesellschaft im Bereich Schlüsseltechnologien in Porto im Jahr 2009 wider.

Herausforderung bleibt, die relativ geringe Anzahl von Deutschschülern zu steigern. Eine spürbare Zunahme der Nachfrage nach Deutschunterricht ist dagegen an den Universitäten und dem Goethe-Institut zu verzeichnen, unter anderem aufgrund eines gestiegenen Interesses an Arbeitsmöglichkeiten in Deutschland im Zuge der wirtschaftlichen Krise in Portugal.

Klassische und zeitgenössische deutsche Musik genießen in Portugal hohes Ansehen. Zeitgenössische Literatur und Philosophie, Kunst, Design, Theater, Tanz und Kino finden ein interessiertes Publikum. Umgekehrt gibt es in Deutschland einen Markt für die portugiesische zeitgenössische Literatur und Interesse an portugiesischen Produktionen (z.B. Kino). 

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