Die Nelkenrevolution
2024 feiert Portugal den 50. Jahrestag der "Nelkenrevolution". Ein tiefgreifendes Ereignis, das die Portugiesen geprägt hat, das nicht nur am Dia de Liberdade, sondern das ganze Jahr 2024 hindurch auf vielfältige Weise gefeiert wird.

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Dieses Jahr begeht Portugal das 50. Jubiläum der Nelkenrevolution. Der friedliche Umsturz befreite das Land von der Diktatur und markiert gleichzeitig das Ende der letzten westlichen Kolonialmacht. Veranstaltungen dazu gibt es landesweit bereits zahlreich und bis 2026 kommen weitere dazu.
Die "Journalistin, Übersetzerin, Lektorin, Dozentin, Kulturvermittlerin" - wie sie sich selbst nennt - Henrietta Bilawer beschäftigt sich seit vielen Jahren mit portugiesischer Kultur, Landeskunde und Historie; seit Ende Januar 2024 hat sie etliche "(Vor)Geschichten hinter der Geschichte" veröffentlicht.
Wir sagen Danke, dass wir diese Storys auf unserer Seite "Leben in Portugal" veröffentlichen dürfen.
Teil 6: Die Verstaatlichung der Banken
Eine der politischen Folgen der Nelkenrevolution war die Verstaatlichung der Banken und anderer Schlüsselindustrien, die später rückgängig gemacht wurde.
Ein Rückblick zeigt die wechselvolle Geschichte des Finanzwesens in Portugal auf. Sie begann mit der Schaffung einer Staatsbank: Die Banco de Portugal entstand im Jahre 1846 durch königliches Dekret als Aktiengesellschaft. 45 Jahre später erhielt sie das alleinige Recht auf die Emission von Banknoten, die sie zuvor mit anderen Geldinstituten teilte.
Nach nationalen und internationalen Wirtschaftskrisen wurde die Bank 1931 faktisch an Weisungen der Regierung gebunden und war für die Finanzierung des Staates zuständig. Das blieb die Banco de Portugal, bis sie nach der Nelkenrevolution 1974 als erstes Geldinstitut verstaatlicht wurde. Andere Banken wurden erst im Folgejahr 1975 Eigentum der Republik Portugal.

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Dieses Jahr begeht Portugal das 50. Jubiläum der Nelkenrevolution. Der friedliche Umsturz befreite das Land von der Diktatur und markiert gleichzeitig das Ende der letzten westlichen Kolonialmacht. Veranstaltungen dazu gibt es landesweit bereits zahlreich und bis 2026 kommen weitere dazu.
Die "Journalistin, Übersetzerin, Lektorin, Dozentin, Kulturvermittlerin" - wie sie sich selbst nennt - Henrietta Bilawer beschäftigt sich seit vielen Jahren mit portugiesischer Kultur, Landeskunde und Historie; seit Ende Januar 2024 hat sie etliche "(Vor)Geschichten hinter der Geschichte" veröffentlicht.
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Teil 7: Von der Salazarbrücke zur "Ponte 25 de Abril"
Eigentlich beginnt die Geschichte der Brücke über den Tejo in Lissabon bereits vor knapp 150 Jahren, in einer Zeit großer infrastruktureller Neuerungen: Die wichtigsten Straßen der Hauptstadt waren in den vorhergegangenen Jahren mit Gaslaternen ausgestattet worden, die erste Eisenbahnlinie verband Lissabon mit Carregado, Santarém, Vila Nova de Gaia und mit der spanischen Grenze; die Strecke nach Porto stand vor der Fertigstellung. Innerhalb der Metropole sorgte die Pferdebahn als Vorläufer der elétricos für kurze Wege. Im Alentejo fuhren Züge von Beja, Setúbal und Estremoz – sie endeten in Barreiro am südlichen Tejoufer. Von dort aus ging es nur mit der Fähre weiter.
Die damals einzigen Brücken über den Tejo (für die Eisenbahn bei Constância und für andere Fahrzeuge nahe Abrantes) lagen rund 130 Kilometer flussaufwärts, wo der Fluss schmaler ist als am Mar da Palha, der Bucht zwischen Hauptstadt und Mündung. Der Ingenieur Miguel Correia Pais legte 1876 die Vision eines Viadukts zwischen dem nordöstlichen Rand der Hauptstadt und Montijo am gegenüberliegenden Ufer vor. Es sollte eine Eisenbahnbrücke werden – aber dort, wo Züge fuhren, könne es auch eine zweite Spur für andere Fahrzeuge geben, meinte Pais. Doch sein Projekt blieb Theorie, genau wie alle Vorschläge für Brücken in den folgenden sechs Dekaden und auch Projekte für Tunnel durch das Flussbett.
Der Aufbruch zu neuen Ufern ließ auf sich warten. Die Bürokratie, das immense Ausmaß des zu überbrückenden Wassers und nicht zuletzt die Kosten sorgten dafür, dass die Verbindung zwischen dem Süden und der Hauptstadt ein kühner Traum blieb. Alentejo und Algarve waren vom Herzen des Landes abgetrennt, denn auch wenn in den folgenden Jahrzehnten flussaufwärts neue Brücken gebaut wurden – das Tejodelta schien als natürliche Grenze unüberwindlich – a Outra Banda (das andere Ufer) blieb eine Welt für sich.
Blick auf den Tejo in Lissabon - ohne Brücken

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Die "Journalistin, Übersetzerin, Lektorin, Dozentin, Kulturvermittlerin" - wie sie sich selbst nennt - Henrietta Bilawer beschäftigt sich seit vielen Jahren mit portugiesischer Kultur, Landeskunde und Historie; seit Ende Januar 2024 hat sie etliche "(Vor)Geschichten hinter der Geschichte" veröffentlicht.
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Teil 8: Die Ginsterfrauen: verschwiegene Sklavenarbeit
In einem alten englischen Buch wurden sie beiläufig erwähnt, die Gorse Women, "Ginsterfrauen”. Weitere Recherche brachte an den Tag: Auch in Portugal gab es diese hart arbeitenden Frauen, aber dieser Teil der portugiesischen Sozialgeschichte wurde lange systematisch verschwiegen. Diese Ginsterfrauen, im Portugiesischen carquejeiras genannt, schleppten in Porto riesige Bündel von Stechginster, und zwar vom Schiffsanleger am Douro hinauf in die Oberstadt, wo das trockene Gestrüpp zum Befeuern der Öfen in Werkstätten, Backstuben, Tascas und herrschaftlichen Häusern benötigt wurde. Was unspektakulär klingt, sicherte jedoch das wirtschaftliche Überleben vieler Familien, allerdings auf gnadenlose Weise, und man darf es ohne Übertreibung als Sklavenarbeit bezeichnen.
Foto aus dem RTP-Dokumentarfilm Carquejeiras - As Escravas do Porto
Durch carqueja, Stechginster, aus dem seit Menschengedenken Tees und Heilmittel gemacht werden, kamen die Frauen zu der Bezeichnung, unter der sie ihre ganz und gar nicht gesunde Arbeit taten. Stechginster wächst in Hülle und Fülle im Norden und im Zentrum der Iberischen Halbinsel. Auch das Schneiden des widerspenstigen Strauchwerks und das Einsammeln der Ernte war Frauenarbeit: Dafür waren carquejeiras da serra zuständig. Der geschnittene Ginster wurde auf Ochsenkarren an den Fluss gebracht, dort auf die vom Weintransport bekannten Rabelo-Boote verladen, die den Douro hinunterfuhren und den billigen Brennstoff nach Porto brachten. In der Morgendämmerung entluden die Männer, die auf den Booten arbeiteten, die Fracht am Anleger. Die carquejeiras kamen dazu, ordneten die Ginsterzweige nach Form und Größe. Diese Arbeit verlangte große Sorgfalt, denn die Zweige mussten so sortiert werden, dass sie für den Weitertransport in stabile Ballen gebündelt werden konnten, die unterwegs nicht auseinanderfielen.

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Teil 9: Die Hungerrevolte auf Madeira 1931
Die April-Revolte am 25.4.1974 war nicht die erste im totalitären Portugal.
Bereits am 4. April 1931 hatte auf der Insel Madeira ein Volksaufstand begonnen, ausgelöst durch die Unzufriedenheit der Inselbewohner mit ihrer wirtschaftlichen Lage. Oppositionelle Militärs, die nach Madeira deportiert worden waren, griffen die Stimmung auf und nahmen Regierungs-Vertreter gefangen. Die öffentliche Verwaltung gelangte in die Hand der Revolutionäre. Kontakte zu Oppositionsgruppen auf den Azoren und dem Festland entstanden. Innerhalb der Bewegung gab es jedoch zu viele verschiedene Strömungen, was ein geschlossenes Handeln unmöglich machte. Die Revolte dauerte bis zum 2. Mai, als sich General Adalberto Gastão de Sousa Dias, der Führer der Revolutionäre, den Truppen ergeben musste, die die Zentralmacht vom Festland geschickt hatte.
Militär und Einheimische auf der Avenida Dr. Manuel Arriaga während der "Hungerrevolte" auf Madeira vom 4. April bis 2. Mai 1931
- 50 Jahre Nelkenrevolution: Geschichten "hinter der Geschichte" - Teil 10
- 50 Jahre Nelkenrevolution: Geschichten "hinter der Geschichte" - Teil 11
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